Es ist einfach herrlich, wenn der Tag kommt, an dem ein ganz großer Wunsch in Erfüllung geht. Bei mir war es das eigene Sprecher-Studio. Oder besser: Das Studio, was endlich funktioniert. Ich habe mir vieles auf anderen Gebieten meines Berufes mit Leichtigkeit selbst beigebracht und erarbeitet. Was aber in der Tontechnik beim Ein-richten eines kleinen Ton-Studios alles schief laufen kann, hatte ich oft während meiner zahllosen Versuche verdrängt. Ich gebe zu, ein technisches Genie war ich nie. Aber wo-her kam meine Technik-Allergie? Als ich noch Rundfunksprecher beim SFB war, hörte ich von Tontechnikern oft: "Ein Sprecher hat sich nicht für Technik zu interessieren. Dafür gibt es den Ton-Meister. Ein Sprecher setzt sich vor´s Mikrofon und spricht, dann geht er wieder." Dieser Satz blieb lange Jahre haften bei mir. Mir eigene Studio-Technik selbst anzu-schaffen, darauf wäre ich früher sicher nie gekommen. Inzwischen weiß ich aber, welche Unsummen ich in jenen Jahren verschenkt habe, die ich als TV-Reporter unter-wegs und nicht mehr in die Sprecher- oder Synchron-Studios gekommen war. Meine clev-eren Sprecher-Kollegen jedoch hatten sich in diesen Jahren längst ein eigenes kleines Studio mit Sprecher-Kabine im Keller ihres Eigenheimes eingerichtet und ein kleines Ver-mögen verdient. Mit den neuen ISDN-Übertragungstechniken konnten sie allen Studios im gesamten deutschsprachigen Raum zuliefern. Diese Entwicklung hatte ich einfach verschwitzt, weil ich zu sehr mit mit meinem Job als Fernseh-Macher beschäftigt war, der mich rund um die Uhr ausfüllte. Mittlerweile bin ich älter geworden und meine Zeit als rasender Reporter ist vorbei. Was ich allerdings immer noch habe, ist meine mikrogene Stimme. Schon in den Neunzigern hatte mir ein Privater Rundfunk-Betreiber den Rat gegeben, mir ein eigenes Studio einzurichten. Er mochte meine Stimme und schlug mir vor, dass ich öfters Werbung für ihn sprechen könnte. Aber mein vermeintlich technisches Unvermögen hielt mich immer wieder davon ab. Erst als ich aus den USA nach Deutsch-land zurück gekommen war, erfuhr ich, dass TV-Journalisten jetzt auch als Kamera-männer und Cutter in Personalunion arbeiten müssen. Also machte ich im Alter von 58 Jahren noch mal eine Ausbildung zum Videojournalist in einer TV-Produktion. So kam ich dann doch noch mit der Technik in sehr engen Kontakt. Jeden Tag sah ich ein NEUMANN - U 87, jenes weltweit berühmte Mikrofon im Studio der Firma und war wieder an meine SFB-Zeiten als Nachrichten und Programm-Sprecher in Berlin erinnert. Diesmal war es gewünscht, dass ich mich für Technik interessierte. Und tat-sächlich wuchs in mir nun jenes Verständnis dafür, was mir all die Jahre abgegangen war. Heute komme ich ins Schwärmen, wenn ich meine Mikrofone in der hauseigenen Sprecher-Kabine von "Rosenbaum´s Voice" betrachte. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, seine eigene Produktionsstätte zu besitzen und allen Studios zuliefern zu können. Egal ob in Berlin und Stuttgart, Frankfurt oder Hamburg, aber auch Zürich und Wien. Nun bin ich doch noch als Sprecher in der Gegenwart angekommen. Mit einem eigenen Studio. An meinem technischen Verständnis muss ich zwar noch immer arbeiten, aber dafür habe ich ja inzwischen alle Zeit der Welt und dank dem Internet und Google findet man die richtigen Wege, wenn man will. Mir macht die Technik inzwischen sehr viel Spaß. Und so habe ich beim Einrichten meines Studios durch meinen Kollegen Sebastian Hof-mann jede Menge Fragen beantwortet bekommen, die ich früher nie gestellt hätte. Mein nächstes Abenteuer wird der digitale Audio-Schnitt werden. In den Achtziger Jahren hatte ich entgegen der Anweisungen der ewig miesepetrigen Tonmeister des SFB doch noch beim Privat-Rundfunk den Tonschnitt von Radio-Beiträgen mit echtem 38iger Senkel-Tonband ge-lernt. Zu jener Zeit musste man das als sogenannter "Allrounder" können, sonst hätte man als Sprecher und Moderator beim Privat-Radio keinen Job bekommen. Und so dürfte der digitale Audio-Schnitt irgendwann für mich auch noch eine weitere echte Heraus-forderung werden. Denn schließlich will ich diesen Audio-Blog regelmäßig mit gesprochenen Beiträgen versorgen. Noch immer sind so viele Geschichten in mir, die ich unbedingt erzählen muss.
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Mai 2015
AutorDavid Burkhardt ist Gründer und CEO von Rosenbaum´s Voice. Der Mediendienstleister für das Internet setzt auf direkten und unkomplizierten Kundenkontakt. Entweder über Telefon oder Skype. Der Profisprecher und TV-Journalist informiert Sie regelmäßig über seine Unternehmungen. Ganz bewusst achtet er darauf, dass dieser Blog nicht zu still sein wird. Kategorien |